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Medizinische Spezialfrage

Verfasst: Samstag 9. Juli 2016, 07:46
von ttbleki
Aus gegebenem Anlaß hätte ich eine medizinische Spezialfrage an Experten unter euch (bzw. diejenigen, die selber diesbzgl. Erfahrungswerte haben): aufgrund einer Zahnimplantatsetzung hat mir der Arzt zur bakteriellen Abschirmung ein Antibiotikum mit dem Wirkstoff Metronidazol u. ein weiteres mit dem Wirkstoff Amoxicillin verordnet. Da ich ziemlich heftige Reaktionen (Sehstörungen, Schwindel , spastische Atemprobleme etc.) in dieser Kombination erfahren mußte (bin leider Allergiker mit chron. Asthma) hat meine Hausärztin das Metronidazol abgesetzt (nach 2 Tagen) u. stattdessen Azithromycin als 3-Tageskur verordnet. Sie hat mir auch gleichzeitig gesagt, daß die Erregerstämme im Sommer bei hohen Temperaturen von denen im Winter abweichen u. daher mit unterschiedlichen Antibiotika zu bekämpfen sind, das war f. mich ebenfalls eine völlig neue Erkenntnis !
Ist vielleicht jmd. unter euch biochemischer Experte, der mir mit ein paar Fachtipps bzgl. Antibiotika weiterhelfen kann um die Zusammenhänge besser zu verstehen, aus den Beipacktexten ist der große Zusammenhang bzw. kombinierte Anwendungen unterschiedlicher Antibiotika leider nicht herauszulesen, wäre dafür sehr dankbar !

Re: Medizinische Spezialfrage

Verfasst: Samstag 9. Juli 2016, 10:23
von Deserteur
Frag besser mal deinen Apotheker. Die müssten da fit sein.

Re: Medizinische Spezialfrage

Verfasst: Samstag 9. Juli 2016, 13:03
von Ed von schleck
Alle Nebenwirkungen von Antibiotika, mit Ausnahme der Chinolone (Gyrasehemmer, alles was auf -Oxacin endet) sind reversibel. Dort können schwere Folgeschäden entstehen, siehe Black Box Warnung in den USA.

Schlägt ein Antibiotikum nicht an sollte der Arzt vielleicht mal einen Abstrich nehmen und eine Kultur anlegen.

Das, von Zahnärzten häufig verordnete, Amoxicillin (amoxi-clavulan) ist bei Penicillinallergie eher kontraindiziert, da ein Abkömmling desselben. Zudem besteht, bei langer Anwendung, die Gefahr der Infektion mit clostrinum Bakterien. Selten, aber dann kommt Vancomycin zum Einsatz.

Azithromycin kann man auch als hochdosierte Einmalgabe spritzen.

Ich habe bei einem Infekt mal die ganzen Dinger durchgehabt. Mit der Folge einer schweren Sehnenentzündung in beiden Knien (NW Levofloxacin).

Seitdem bestehe ich immer auf ein Biogramm.

Die Ärzte gucken zwar komisch, machen es dann aber doch.

Re: Medizinische Spezialfrage

Verfasst: Samstag 9. Juli 2016, 14:46
von ttbleki
@Deserteur,

danke f. deinen Tipp, leider hapert es bei den Pharmazeuten in der Erfassung einer ganzheitlichen Ereignis-Folge-Wirkung, damit meine ich, daß sie zwar grundsätzlich die Bestandteile jedes Präparates auf diesbzgl. Fragestellungen zuordnen können, nicht jedoch die Wechselwirkungen bei Einnahme v. Präparaten einer anderen chem. Gruppe u. gerade das ist ja besonders wichtig, wenn man mehrere unterschiedliche Sachen einnehmen soll.

@Ed von schleck,

vielen herzlichen Dank f. deine wirklich f. mich äußerst wertvollen Hinweise. Insbesondere die Idee mit dem Biogramm finde ich hervorragend, auch der Hinweis auf Abstrich & Kultur ist ausgezeichnet. Interessant finde ich persönlich nur, daß niemals jmd. auf die Idee gekommen ist, mir sowas anzubieten, du hast vollkommen recht, daß man sich wahrscheinlich auf die eigenen Füße stellen muß (der nächste Arzttermin wird schon aus diesem Grund spannend !).
Übrigens hab ich v. der Black Box Warnung aus den USA noch nie etwas gehört, wird das bei uns eigentlich unterschlagen ?

Re: Medizinische Spezialfrage

Verfasst: Sonntag 10. Juli 2016, 11:12
von Ed von schleck
Es gibt für Gyrasehemmer, cipro und levo, einen Rote-Hand-Brief, der eigentlich die Indikation stark einschränkt.

Abstrich/Biogramn haben die Ärzte mMn. oft einfach keine Lust zu, da es relativ mau vergütet wird.

Ich habe, als Privatpatient, damals irgendwas um die 60 Euro inkl. Arztgespräch bezahlt (dann erstattet bekommen).

Die Kultur lag dann um die 100 Euro.

Meiner Meinung nach gibt es mittlerweile soviele Resistenzen, dass ein Biogramm eigentlich unabdingbar ist.

Viele Ärzte geben aber lieber den Breitband-Mist in der Hoffnung, dass alles gut geht.

Re: Medizinische Spezialfrage

Verfasst: Sonntag 10. Juli 2016, 11:47
von ttbleki
Na super, daß du mir das sagst, das hab ich wirklich nicht gewußt. Das sind die wichtigen Infos, die schamhaft verschwiegen werden. Mir ist (bei uns in Öst.) zumindest aufgefallen, daß urplötzlich am Beispiel HNO-Arzt, mein Nasonex-Spray, das ich schon seit Jahren fallweise einnehmen muß, ohne irgendeine Begründung durch ein Generikum ersetzt worden ist. Für wie blöd halten die den eigentlich die Patienten, bzw. die f. mich viel wichtigere Frage - wie stark ist der Druck der 'Kranken'kassen auf die Niedergelassenen, daß die nur noch irgendeinen Schei... verschreiben ?