OK, ich konnte es mir nicht verkneifen. Das Animus Saturnus hatte es mir angetan, und wenn ich es nicht ausprobiert hätte, hätte ich wahrscheinlich immer gedacht etwas verpasst zu haben. Deswegen hier ein Eindruck nach dem ersten Training. Auch hier sei gesagt, dass ich absolut kein Holzexperte bin, die einzigen anderen Hölzer, die ich kenne, sind das Appelgren Allplay und das Tibhar Drinkhall Allround.
Das Animus Saturnus hat den Aufbau (innen->außen) Carbon-Ayous-Stoff-Limba-Limba, es hat also einen Carbonkern und eine Stoffzwischenschicht. Im Prinzip ist es aber ein klassischer Ayouskern, der von einer Carbonschicht unterbrochen wird. Dabei ist das ganze nur 4.2mm dick.
Wie bei den anderen Animus-Hölzer gibt es verschiedene Blattgrößen. Meins ist die kleinste (155x150) und das Holz wiegt dabei 84 Gramm. Die Blattform empfinde dadurch, dass der Flügelansatz weit oben ist, als sehr angenehm. Meins hat einen konkaven Griff, allerdings ist Animus-konkav nicht vergleichbar mit dem herkömmlichen konkav. Der Griff wird nämlich zur mitte hin nicht dünner, sondern er fängt oben gerade an, und wird dann gegen Ende in einem leichten Bogen langsam breiter. Es ist gewissermaßen eine Mischung aus gerade, konkav und konisch, und ich muss sagen, dass ich von dieser Griffform absolut begeistert bin. Sie liegt super in der Hand, gibt einen guten Halt und erlaubt doch ganz einfach das Drehen, wonach der Griff automatisch wieder in die richtige Position rutscht. Allerdings ist der Griff ziemlich kurz (genau 100mm), was micht nicht stört, weil ich immer sehr weit oben packe, aber für Leute, die große Pranken haben oder den Griff weiter unten packen, ein Problem darstellen könnte. Hinzu kommt, dass der Griff lackiert ist. Damit hatte ich nicht gerechnet (dachte, das wird seit spätestens den 80ern nicht mehr praktiziert) und hatte prompt Probleme mit meinen schwitzigen Händen.
Die Verarbeitung ist - hmm - irgendwie typisch italienisch. Mit Liebe gemacht, aber nicht unbedingt mit Präzision. Wer je italienische Stahlramen-Rennräder gefahren ist, weiß wovon ich rede. Bei dem Preis würde ich z.B. eigentlich erwarten, dass man nicht den Kleber der Griffschalen an den Flügeln rausquatschen sieht. Andererseits ist das Deckfurnier wunderbar glatt geschmirgelt. Nicht die kleinste Faser ließ sich beim drüberstreichen erfühlen.
Nun zu den Spieleigenschaften. Getestet habe ich mit meinem klassischen Setup (Neptune auf RH, Coppa auf VH). Und was soll ich sagen: Das Holz liefert nicht das, was ich erhofft hatte, aber das liegt hauptsächlich daran, dass meine Hoffnungen falsch waren. Erhofft hatte ich mir ein Holz mit Spineigenschaften ähnlich dem Appelgren auf der Vorhand, aber mehr Kontrolle auf der Noppenseite, wie es z.B. das steifere Drinkhall bietet.
In Wirklichkeit ist das Holz viel näher am Appelgren als am Drinkhall. Es ist sehr flexibel und produziert schon mit dem Coppa einen unglaublich hohen Ballabsprung, ist aber gleichzeitig richtig langsam. Das heißt, das schöne spinnige Topspins möglich sind, aber wirklich volles Durchrohren mit dem ganzen Körper erfordern. Mir macht das Spaß, aber es ist wirklich sehr anstrengend. Ich habe zwischendurch mit dem Off-Schläger meines Trainingspartners getauscht und mit der gleichen Bewegung durcherohrt: Das Ergebnis waren die besten Topspins, die ich je fabriziert habe. Ich kam mir vor wie ein Tischtennis-Profi.
Die Ballrückmeldung des Saturnus ist eine komplett andere als beim Appelgren: Das Appelgren gibt eine sehr starke Rückmeldung inklusive Vibration, die proportional zur Schlaghärte ist, während das Saturnus nur eine sehr gedämpfte Rückmeldung gibt, die auch eher immer gleich ist. Allerdings habe ich mich daran schnell gewöhnen können.
Beim Vorhandblockspiel hat mir der hohe Ballabsprung enorme Probleme bereitet. Auch bei der Unterschnittabwehr war ich nicht wirklich konstant: nach wirklich guten Bällen kamen Türme - viel davon hat sicher mit meiner Unzulänglichkeit zu tun, aber das ist eben auch eher das Verhalten, das ich vom Appelgren kenne, und mir beim Drinkhall nicht so passiert ist.
Was mir außerdem noch aufgefallen ist, ist dass das Saturnus tatsächlich einen vergrößerten Sweetspot hat, auch wenn es sonst keine der Eigenschaften aufweist, die man Carbonhölzern gemeinhin nachsagt. Manche werden nun sagen, dass das nicht geht, aber ich merke es beim Dotztest, und auch wenn es mir während des Trainings nicht aufgefallen ist, so muss ich im Nachhinein sagen, dass ich fast keine der "ich habe den Ball nicht richtig getroffen"-Gefühle hatte was allerdings auch an der immer gleichen Rückmeldung liegen kann.
Also für wen ist das Saturnus? Leider kann ich es nicht mit anderen Def-Hölzern vergleichen (und es ist schon in der kleinsten und schnellsten Variante langsamer als das Appelgren), daher kann ich nur sagen, wenn jemand ein Holz sucht, das Appelgren-ähnliche Spieleigenschaften aufweist, dabei aber
- langsamer ist
- eine gedämpftere Rückmeldung (weniger Vibrationen) gibt
- einen vergrößerten Sweetspot hat
dann kann das Saturnus einen Test wert sein. Ob dies aber den enormen Aufpreis rechtfertigt mag ein jeder selbst entscheiden.
Ich werde noch ein bißchen weiter testen und insbesondere mit härteren/schnelleren Vorhandbelägen experimentieren. Weitere Kommentare werden also hoffentlich folgen.